Tag des offenen Denkmals

27. September 2023

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In jedem Jahr am zweiten Sonntag im September findet die größte Kulturveranstaltung Deutschlands statt. Der Tag des offenen Denkmals der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Hier wird interessierten Besuchern die Möglichkeit eröffnet, das baukulturelle Erbe des Landes in Augenschein zu nehmen. Neben vielen öffentlichen Gebäuden nehmen auch private Denkmaleigentümer am Tag des offenen Denkmals teil, um ihre baulichen Schätze dem Publikum zugänglich zu machen. Denn jedes Denkmal ist ein wahrer Wissensspeicher und birgt sein ganz eigenes Geheimnis. Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag der europäischen „Heritage Days“. Seit der ersten Veranstaltung im Jahr 1993 sind jetzt 30 Jahre vergangen, sodaß in diesem Jahr großes Jubiläum gefeiert wird.
Ich war in den vergangenen Jahren des Tags des offenen Denkmals meist im Umland unterwegs und hatte mir Höfe und Herrenhäuser angesehen, in diesem Jahr wollte ich aber mal das Osnabrücker Stadtgebiet erkunden.

Der Ringlokschuppen
Einen der Schwerpunkte des diesjährigen Tages des offenen Denkmals im Osnabrücker Stadtraum bildete der Ringlokschuppen am ehemaligen Rangier- und Güterbahnhof, der jahrzehnte lang leer stand und nun nach einer Idee der Coppenrath-Stiftung gemeinsam mit der Stadt Osnabrück und den zwei ortsansässigen Hochschulen zum „Coppenrath Innovation Centre“ zur Erforschung künstlicher Intelligenz umgenutzt werden soll. Zu diesem Zweck wird der Ringlokschuppen umfangreich restauriert und saniert. Ein Teil des Gebäudes ist schon fertig und kann bald bezogen werden, während an anderer Stelle die Bauarbeiten noch laufen.
Der Ringlokschuppen wurde im Jahr 1913 durch die königlich-preußische Eisenbahnverwaltung mit gleich zwei Drehscheiben errichtet und war damit ein zentrales Element der alten Bahnhofsanlage. Durch die zwei Drehscheiben, auf denen die Loks über die sternförmig verlaufenden Gleise in die Werkstatt-Depos bewegt werden konnten, war der Osnabrücker Ringlokschuppen ein Unikat in Norddeutschland und unterstrich damit die Bedeutung des Osnabrücker Bahnhofs als wichtiger Knotenpunkt der Bahnverbindungen von Nord nach Süd und West nach Ost. Und da dieser Ringlokschuppen eine der ersten Großkonstruktionen in Stahlbeton-Bauweise ist, wurde er in Verbindung mit der städtebaulichen Bedeutung 1996 als Baudenkmal der „Verkehrs- und Technikgeschichte“ unter Schutz gestellt.
An diesem Tag des offenen Denkmals kamen viele Besucher zu dem Gebäude, das sich bisher noch auf Bundesbahn-eigenem Gelände befindet und normalerweise nicht für jeden zugänglich ist. Es gab Vorträge und Führungen seitens der Eigentümer und Architekten und es konnte alles besichtigt werden, was sich nicht mehr in der Bauphase befindet. So gibt es eine „Raum-in-Raum“ – Innenarchitektur, die die denkmalgeschützte Gebäudehülle unangetastet läßt und trotzdem genug Platz für Büros, Hörsäle sowie Werkstatt-, Ausstellungs- und Experimentierflächen bietet.

Die Melanchthonkirche
… ist eine ehemalige evangelisch-lutherische Kirche im Stadtteil Kalkhügel. Sie wurde in den Jahren 1962-63 von den Architekten Heinz C. Däke und Hans Pause erbaut. Das Kirchenschiff hat einen ovalen Grundriss, der an ein Schneckenhaus erinnert. Besonderes Merkmal der Kirche sind die zur Straße ausgerichteten Betonglasfenster der Künstler Georg Höger und Johannes Schreiter und auch der Bildhauer Heinz Heiber brachte sich mit einigen Bronzearbeiten ein, wie dem Kreuz im Altarraum, einer Bronzeplatte an der Kanzel sowie die Außenbekleidungen der schweren Eingangstüren mit ihren markanten quadratischen Griffen, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zeigen.
Aufgrund mangelnder Kirchenbesuche wurde die Melanchthonkirche 2015 entweiht. Danach stand sie zum Verkauf und 2016 wurde das Kirchengebäude mit Glockenturm unter Denkmalschutz gestellt. Sie diente zeitweise dem Osnabrücker emma-Theater als Ausweich-Spielort und beherbergte von 2016 bis 2018 das Osnabrücker Kleiderlager, einem Freiwilligenprojekt zur Unterstützung von Geflüchteten und anderen Bedürftigen. Das Geläut und die Orgel wurden verkauft und werden in anderen Kirchen weiter genutzt. Später fand sich ein geeigneter Käufer für das Kirchengebäude und es wurde unter den Auflagen des städtischen Denkmalschutzes als Teil eines neu gebauten Pflege- und Seniorenheims in diese neue Nutzung eingegliedert.
Am Tag des offenen Denkmals konnten interessierte Besucher im Rahmen einer Führung durch den Geschäftsführer des „Pflegeheims am Schölerberg“, Hagen Paul, die neugestalteten Innenräume des Kirchenschiffs ansehen und bekamen auch Einblicke in den direkt banachbarten Neubau am nun zusätzlichen Standort Bergerskamp.

Gewölbekeller und Garten des Bischofshauses
Das heutige Bischofshaus wurde im Jahr 1677 auf den vorhandenen Gewölbekeller des vorherigen Gebäudes gebaut. Dieser Keller gilt als einer der wenigen original erhaltenen Gebäudeteile, die zur Zeit des Westfälischen Friedens existierten und von den Gesandten, die während der Zeit der Friedensverhandlungen in Osnabrück Quartier nahmen, auch genutzt wurde. Im damaligen Gebäude des heutigen Bischofshauses wohnte einer der wichtigsten Gesandten der Friedensverhandlungen, der schwedische Hauptgesandte Johan Axellson Oxenstierna. Der hier auch andere Gesandte zu Gesprächen empfing und im Garten zu geselligen Festen lud. Im Quartier Oxenstiernas kam es am 6. August 1648 zum bedeutenden Osnabrücker Handschlag, der als entscheidende Wegmarke zum Westfälischen Frieden gilt.
Während der Führung durch den Leiter des Diöszesanmuseums, Dr. Hermann Queckenstedt, wurden wesentliche Gebäudeteile wie Gewölbekeller und auch der Garten der damaligen Bewohner des Hauses ausführlich erläutert. Im Garten stehen an ausgesuchten Stellen Abbilder von Gesandten und Angehörigen. Hier wurde nicht nur entspannt und gefeiert, sondern auch bei Spaziergängen über den Verlauf der Friedensverhandlungen gesprochen. Im Gewölbekeller gab es ausreichend Platz für Diskussionsrunden außerhalb der offiziellen Friedensverhandlungen.

 

TEXT & FOTOS  Rüdiger Lange