Kurzweiliger Überblick über die Städtepartnerschaft zwischen Haarlem und Osnabrück
Am 13.03.24 fand im Spitzboden der Lagerhalle eine besondere Veranstaltung statt: Zum neunten Mal wurde der Deutsch-Niederländische Begegnungsabend veranstaltet, zu dem der aktuelle Städtebotschafter Haarlems, Levy Gores, eingeladen hatte. Die Einführung in den Abend erfolgte durch Jens Koopmann, dem Leiter des Städtepartnerschaftsbüros.
Der Raum war mit sicherlich 100 Menschen gut gefüllt. Die Veranstaltung hatte insgesamt einen sehr nahbaren, familiären Charakter: Die Städtebotschafter*innen aus den anderen Partnerstädten (Angers in Frankreich, Derby im Vereinigten Königreich, Çanakkale in der Türkei) waren ebenfalls vor Ort und unterstützten Levy Gores tatkräftig, alles wirkte sehr locker und unprätentiös.
Das sehr abwechslungsreiche und kurzweilige Programm, durch dass der erst 20jährige Haarlemer Städtebotschafter führte, stellte die Beziehung zwischen Haarlem und Osnabrück in den Mittelpunkt. Es war sehr interessant, etwas über unsere niederländische Partnerstadt (von der Einwohnerzahl eine mit Osnabrück vergleichbare Stadt westlich von Amsterdam) zu erfahren, wie auch einen Überblick über die verschiedenen Projekte der Städtepartnerschaft, in welchen sich diese Zusammenarbeit abbildet zu erhalten.
Besonders eindrücklich wurde dieser Überblick dadurch, dass es Levy Gores gelungen war, für die einzelnen Projekte auch die Akteure zu gewinnen, die diese betreiben. So war das Lehrergespann des Gymnasiums „In der Wüste“ da, die den langwährenden Schulaustausch zwischen dem Gymnasium und dem Mendel College in Haarlem bereits seit 8 Jahren betreuen. Die aus dieser jahrelangen Begleitung erwachsene Erkenntnis ist, dass für die teilnehmenden Schüler*innen immer wieder die Begegnungen mit den Menschen aus einer anderen Kultur und das Eintauchen in das alltägliche Leben im Gegensatz zu einem touristischen Besuch die herausragendste Erfahrung darstellt.
„Begegnungen“ kann man ohnehin als den unterliegenden roten Faden der Veranstaltung auffassen: Die aus Groningen zugezogene Maaike Luttik stellte den deutsch-niederländischen Stammtisch vor, den sie mit ihrem Mann gegründet hat, als sie nach Osnabrück gezogen sind. Sie berichtete von den lebhaften Treffen im Planeta Sol zu denen jede*r herzlich willkommen ist (allerdings wird dort vornehmlich niederländisch gesprochen).
Die eindrücklichsten Momente des Abends folgten mit dem Auftritt der Deutsch-Niederländerin Monika Joras. Die ursprünglich aus dem niederrheinischen Wesel stammende betagte gleichwohl uneingeschränkt resolute und wache Dichterin repräsentierte den Verein „Haarlemse Dichterijn“. Diese Vereinigung von Dichter*innen richtet dort auch ein jährliches Festival aus, mit der schönen Besonderheit, das es sich dabei nicht um einen Wettstreit handelt, sondern jede(r) dort teilnehmen und vortragen darf.
Sechs kurze, abstrakte Dichtungen trug Frau Joras vor. Die Vortragsweise und die vergleichsweise wenigen Worte in den Reimen luden umgehend zum Interpretieren ein. Für mich ging es um Beziehungen, geschlechtliche Gleichberechtigung,… Die Dichtung „Wissen wollen“ habe ich als Hommage an die Welt und das Leben aufgefasst. Eine weitere solche „Liebeserklärung“ kam in dem kurzem Gespräch mit Herrn Gomes gegenüber dem Menschlichen durch ihr Erstaunen über die Komplexität und Vielschichtigkeit, die Menschen eigen ist, zum Ausdruck — ein sehr schöner Augenblick, jemanden mit soviel Erfahrung zu erleben, der sich die Neugierde und Begeisterung für Menschen bewahren konnte.
Aufgelockert wurde das Programm durch die abwechslungsreichen Darbietungen des Osnabrücker Musikers Jakob Lübke, der vielen noch aus seinem Amt als Nachtbürgermeister bekannt sein dürfte.
Ein sehr „runder“ Abend mit einer ausgewogenen Mischung aus Information und kulturellen Darbietungen. Alles in der beschriebenen angenehmen und lockeren Atmosphäre. Es wurde ein abwechslungsreicher Eindruck von Haarlem wie auch den Beziehungen zwischen Osnabrück und seiner niederländischen Partnerstadt vermittelt. Am Ende der Veranstaltung wurde dann noch der „Staffelstab“ in die Hände von Romane Dantec — der aktuellen Städtebotschafterin aus Angers — übergeben, die ihrerseits den Deutsch-Französischen Begegnungsabend am 16.04.2024 gestalten und leiten wird, zu dem auch wieder jede*r herzlich eingeladen ist…
TEXT Chris Ellermann FOTOS Jens Koopmann