Die letzte Ausstellung zum 25. Jubiläum des Bramscher Tuchmachermuseums setzt mit zwei Osnabrücker Künstlerinnen mit Malereien und textilen Arbeiten noch einmal alles auf ROT.
Das sind:
Sybille Hermanns mit ihren stets intensiven, harmonischen und grellen Farbkompositionen in Groß- und Kleingemälden. Die Künstlerin beschäftigt sich über längere Zeit mit einer Farbe, bevor sie im malerischen Experiment das Wesen dieser Farbe heraus arbeitet. Die hier gezeigten Bilder muten verschwommenen Landschaften an, wovon manche bei längerem Ansehen gegenständliche Formen erahnen, diese aber nie deutlich in Erscheinung treten lassen. Hier sind die Interpretationsmöglichkeiten vielfältig. Die Malrichtung ist überwiegend horizontal, jedoch ist an einigen Bildern am oberen oder unteren Rand ein Streifen zu sehen, an dem sich in aufrechten Linien das Spektrum der verwendeten Farben ablesen lässt, das nach Aussage der Künstlerin den Anfang des Bildes darstellt. Hier zum Thema ´Rot Rot Rot´ zu sehen sind auch Farbklänge, deren unterschiedliche Frequenzen sich durch die Verwendung verschieden temperierter hellerer und dunklerer Rottöne in Verbindung mit Orange gegenseitig in Schwingung versetzen. Das Ergebnis lässt die einen an bedrohlich schwappende Lava denken, andere fühlen sich wohlig und beruhigt bei diesem Anblick.
Nike Finger-Hamborg experimentiert mit unterschiedlichsten Materialien organischer und künstlicher Herkunft, wobei sie versucht, diese ihrem eigentlichen Zweck zu entfremden, um neue Verarbeitungstechniken zu erproben. Zum Beispiel schmale Papierstreifen von ca. 15mm Breite und schier unendlicher Länge, die ursprünglich für industrielle Wickeltechniken vorgesehen waren, hier aber zu Flächenobjekten verhäkelt und vernäht werden. Auch benutzt sie Gefundenes und Gegenstände, die schon der Entsorgung zugedacht waren, um ihnen ein neues Leben als Kunstwerk einzuhauchen.
Am 28. Januar fand ein Workshop mit den beiden Künstlerinnen statt, bei dem Interessierte mit den Techniken der ausgestellten Werke eigene Kreationen umsetzen konnten.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 12. Februar 2023
TEXT & FOTOS Rüdiger Lange