Der gelernte Steinbildhauer, Maler, Zeichner und Diplom-Geologe Michael Strauß hat sich für seine hier gezeigten Arbeiten auf die Suche nach unverbrauchten Sehweisen an bekannten Orten junger Jahre gemacht. Bevorzugter Lernort dieser Untersuchungen war der Wald. Hier begann er, frühere Arbeitstechniken wieder aufzunehmen und sie mit neuen zu kombinieren. Zum Beispiel die der Erdkavität, die er in den 1990er Jahren entwickelte, indem er die Negativform des herzustellenden Objekts in den Erdboden grub und sie mit einem erstarrenden Werkstoff ausgoß. Um das Ergebnis dann mit seinen späteren Papp-Formtechniken zu kombinieren. Eine andere weiterentwickelte Arbeitsweise ist die Nutzung von aus der Natur entstammenden gewachsenen Fundstücken wie Zweigen und Stücke von Ästen, die er aus der Linearität einer Zeichnung in ein räumliches Gebilde überträgt. Diese ergänzt er mit der Wellpappe alter Kartons, die er auf vielfältige Weisen verformt. Mit Wellpappe entstehen aber auch ganz eigene Figuren, teilweise als Herausformung aus einer Zeichnung. Um Flächen mehr Struktur zu verleihen, ergänzt er mit Sand oder setzt auch mal Stücken alter Holzbretter als Kontrast. Nicht nur der Wald, auch die sich stets verändernden Eindrücke der digitalisierten Welt gelangen in seine Überlegungen zum bildnerischen Ausdruck. Auf diese Weisen erforscht der Künstler die Spannung zwischen bewusst geformter Gestalt und zufällig wirkender Erscheinung.
Die Ausstellung kann noch bis zum 10. Juni besichtigt werden
TEXT & FOTOS Rüdiger Lange