Bei dieser Stadtteilführung lernt man den Hauptbahnhof in wesentlichen Teilen und Funktionen kennen und bekommt auch einen Einblick in die Geschichte seit seiner Entstehung und der wichtigen Modernisierungen im Laufe der bisherigen fast 130 Jahre seines Betriebes.
So wie Osnabrück einst durch die Besiedlung der Kreuzung der Handelwege von Nord-Süd und West-Ost entstand, erwuchs auch der Osnabrücker Hauptbahnhof, der im April 1895 durch Kaiser Wilhelm feierlich eröffnet wurde, aus eben dieser Kreuzung der Wege. Wurden doch für diese Verbindungen in der Zeit davor noch zwei Bahnhöfe benötigt. Dem Bremer Bahnhof und dem Hannoverschen Bahnhof. Markantestes Merkmal des Hauptbahnhofs ist die sich bis heute in Niedersachsen als letzte noch erhaltene Bauform eines Turmbahnhofs. Hierbei kreuzen sich die Strecken mit einem Höhenunterschied von ca. 6m.
Im Innenraum, wo heutzutage Backwaren und Zeitschriften verkauft werden, waren ursprünglich Fahrkartenschalter, Speise- und Wartesäle untergebracht. Zu Kaisers Zeiten gab es im Obergeschoß sogar einen eigenen Wartesaal für adelige, das sogenannte Kaiserzimmer, mit eigenem Zugang zum Bahnsteig. Damit die hochherrschaftlichen nicht zu sehr mit dem gemeinen Volk in Kontakt gerieten. Heute befindet hier die Bahnhofsmission.
Nach Behebungen von Kriegsschäden präsentierte sich als sichtbarstes Beispiel für den Besucher das ehemals repräsentative historistische, mit barocken Schmuckelementen verzierte Eingangsportal seit dem Anbau des schlichten 1950er Jahre Vordachs und den niedrigeren Seitentürmchen in etwas nüchtenerer Ansicht. In den folgenden Jahrzehnten wurde mehrfach modernisiert, wobei die Umstellung von dampf- auf diesel- bzw. elekrisch betriebene Züge in den 1960er – 70er Jahren die wesentlichste darstellte. Auch der bis dahin benötigte Wasserturm für die Betankung der Dampfloks wurde stillgelegt. Die letzte Dampflok in Osnabrück fuhr 1977.
TEXT & FOTOS Rüdiger Lange