Der Plattdeutsche Nachmittag im Heimatverein Glane e.V. wird einmal im Jahr zur Pflege und Erhaltung der ureigenen Sprache, dem Plattdeutschen, veranstaltet. Hierzu treffen sich Vereinsmitglieder und Neugierige auf der Diele ihres Vereinsheims und -museums des denkmalgeschützten `Averbecks Hof‘ im Ortskern von Glane bei Bad Iburg, um unter der Moderation von Helga Grzonka Geschichten, Gedichte und Sangeslieder zur Niederdeutschen Sprache, wie das Plattdeutsch im hochdeutsch korrekten Terminus heißt, auszutauschen. Bei diesem Treffen gab es auch einen interessanten Vortrag mit dem Titel `Niederdeutsch oder Plattdeutsch – Entstehung und Werdegang unserer ureigenen Sprache‘. Dieser wurde gehalten von Frank Niermann vom Heimat- und Kulturverein Glandorf e.V., kurz Kultour-Gut!. Der Vortrag beleuchtete die Geschichte der niederdeutschen Sprache, das Verbreitungsgebiet mit der innerdeutschen Sprachgrenze zum Hochdeutschen, Erklärung und Bedeutung der `Charta der Regional- und Minderheitensprachen´, in der Plattdeutsch als Sprache seit 1999 offiziell anerkannt und geschützt ist.
Besondere Bedeutung hatte das Plattdeutsche als Sprache der Hanse, der die mittelniederdeutsche Sprache vom 12. bis 16. Jhd. als Handels- und Rechtssprache im Nord- und Ostseeraum als überregionales Verständigungsmittel diente und die als Schriftsprache auch skandinavische Sprachen beeinflußte. Mit dem Niedergang der Hanse und der sich ausbreitenden Reformation stagnierte auch die Verbreitung der niederdeutschen Sprache und es entbrannte ein Sprachkampf mit dem Hochdeutschen. Zwar blieb Niederdeutsch noch einige Zeit Verkehrssprache, mußte sich aber nach und nach dem Hochdeutschen unterordnen.
Ab 1610 wurde an Schulen nur noch Hochdeutsch gelehrt, auch wurde Hochdeutsch Amtssprache. Das Sprechen von Plattdeutsch wurde sogar verboten. Durch den Einfluß der Reformation und besonders den Buchdruck wurde die gesamte öffentliche Sprache Hochdeutsch und das bis dahin rein Niederdeutsch-sprachige Norddeutschland zweispachig. Wer gut dastehen und glänzen wollte, sprach Plattdeutsch nur noch hinter vorgehaltener Hand oder in der Familie, denn Platt war ab dieser Zeit die Sprache der „kleinen“ Leute und der Landbevölkerung. Gegen Ende der Hansezeit empfanden die Bürger norddeutscher Stadte ihre Sprache als minderwertig gegenüber der höfischen Kultur des hochdeutschen Südens.
Noch bis in die 1940er Jahre wurde ein schlechtes Bild der niederdeutschen Sprache verbreitet: „Dor wurr behauptet, all de wat Plattdüütsch schnacken doon, de hebbt nich so veel in’n Kopp. Un dat is völliger Unsinn. Wer wat in’n Kopp hett, wart dat dör’t Plattdüütsche nich verleren!“ sagte der 86-jährige Uwe Carstens, ein ehemaliger Schulleiter aus Langenhorn in einem NDR-Artikel („Plattdeutsch an Schulen: Früher verboten, heute gefördert“) von 2022, der davon begeistert ist, das heutzutage der plattdeutsche Sprachunterricht an Schulen gefördert wird. „Wi hebbt dat domals afknappst, wenn man so will. Dat is schön, dat de Minschen en Licht opgahn is, wie wichtig dat is, dat dat Plattdüütsche erholen blifft.“
Kultusminister Tonne bezeichnete die Pflege der plattdeutschen Sprache 2022 als ein großes Geschenk und Kulturgut in Niedersachsen, das jungen Menschen an Schulen mitgegeben wird. In diesem Sinne zeichnet das niedersächsische Kultusministerium jedes Jahr Schulen als „Plattdeutsche und Niederdeutsche Schulen“ aus, in denen die Sprache gelehrt bzw. in den Unterricht intergriert wird. Wie die Lehrerin der Theatergruppe einer dieser Schulen zu Wort gibt: „Dat maakt wirlich Spaaß, dat mit de Schölers to begleiten un to sehn, wie stolt de sind, wenn de nachher dor op de Bühn sitten un glänzen köönt.“
Auch im Osnabrücker Land wird die alte Sprache gepflegt und so vor dem Aussterben geschützt. Auf OS-Radio 104,8 z.B. gibt es seit August 2021 jeden Freitag um 12.10 Uhr und um 16.10 Uhr die Plattdeutschen Nachrichten „Hässe ahl hört …?“, die in kompakter Form eines Wochenrückblicks von Bewohnern der Region eingesprochen werden. Das sind u.a. Mitglieder vom `Heimatbund Osnabrücker Land e.V.´ , dem `Wiehengebirgsverband Weser-Ems e.V.´ oder auch dem oben schon erwähnten Verein `Kultur-Gut! Glandorf´, die Ihrerseits auch eigene Programme und Veranstaltungen zur Wahrung des Plattdeutschen entwickeln. Bei dieser Sendung kommen auch verschiedene plattdeutsche Dialekte zu Gehör, da sich das Platt aus dem Nord- und dem Südkreis von Osnabrück unterscheidet. Im ganzen niederdeutschen Sprachraum gibt es diese regionalen Dialekte, die teils unterschiedliche, aber ähnlich klingende Ausdrücke für Etwas haben.
In der NOZ gibt es einmal die Woche den `Wortklauber´, eine Kolumne, die untersucht, woher Worte und Ausdrücke kommen bzw. wie sie entstanden sind.
Auf NDR 1 gibt es die wöchentliche 2-stündige Sendung `Düt un dat op Platt´ und auch plattdeutsche Hörspiele.
Und für die Leser, die es mit der plattdeutschen Sprache mal versuchen wollen, lege ich zur Einstimmung ein Lied bei.
TEXT & FOTOS Rüdiger Lange