Die neue Ausstellung thematisiert zwei historische traditionelle Handwerkskünste. Zum einen eine kleine Einführung in die Geschichte des Glasmachens, zum anderen die Glasmalerei. Diese gliedert sich wiederum in zwei Epochen:
20. Jahrhundert
Raumhohe Bleiglasfenster, ähnlich denen, die man aus Kirchenräumen kennt. In diesem Fall aber für Profan-, also weltliche, -bauten geschaffen. Ausgestellt sind die ehemaligen Fenster der C&A-Filiale in Utrecht, die von dem niederländischen Künstler Joep Nicolas entworfen und bemalt wurden. Dieser stammte aus dem niederländischen Roermond und lernte das Handwerk des Glasmalers in der Werkstatt seines Vaters, die schon Mitte des 19. Jahrhunderts vom Großvater gegründet wurde. Er schuf viele Arbeiten für religiöse und auch öffentliche Gebäude. Auch Vasen für eine Glasfabrik in Leerdam. Ende der 1930er Jahre verkaufte Joep Nicolas seine Glasmaler-Werkstatt und emigrierte er in die USA, wo er bis Ende der 1950er Jahre lebte und Buntglasfenster für zahlreiche Kirchen schuf. Zurück in den Niederlanden bekam er den Auftrag für die Glasmalarbeiten für die Fenster der alten Kirche in Delft.
Die hier ausgestellten Bleiglasfenster stellte er 1939 noch in den Niederlanden für die C&A-Filiale in Utrecht mit religiösen und allegorischen Motiven her. Als das Geschäft 2019 geschlossen wurde, konnten die Fensterbilder gerettet und restauriert werden und kamen in den Sammlungsbestand der Draiflessen Collektion.
15.-16. Jahrhundert
Das zweite Themengebiet sind kleinformatige Einzelscheiben aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die rund- oder viereckig ausgeführt und vor dem Fenster aufgehängt oder per Bleiverglasung in das Hauptfenster integriert wurden. Diese kleinen Motivscheiben zierten die Wohnhäuser von Privatpersonen oder auch Höfen und sollten die Bewohner zu einem frömmigen Leben anhalten. Aber sie waren auch ein wertvoller Schmuck, der durch den Lichteinfall der Sonne die verwendeten Farben leuchten und in den Raum treten ließ. Während die einfache Bevölkerung mit Butzenscheiben zur Belichtung ihrer Räumlichkeiten vorlieb nehmen mußte, konnten sich die wohlhabenden Bürger Flachglasscheiben mit eingearbeiteten bleiverlöteten Glasmalarbeiten in Bild- und Textform leisten.
Beiden Epochen gemeinsam ist die Verwendung von Schwarzlot- und Silbergelb-Malerei. Maltechniken, die sich über die Jahrhunderte, die zwischen diesen Werken liegen, bis heute kaum verändert haben. Was sich aber verändert hat, läßt sich beim Besuch der Ausstellung am besten herausfinden. Hier bietet es sich zum besseren Verständnis der fachlichen und geschichtlichen Hintergründe an, eine Museumsführung mitzumachen.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 20.8.2023
TEXT & FOTOS: Rüdiger Lange