Gift. Eine Ehegeschichte

5. März 2024

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Theateraufführung im ersten unordentlichen Zimmertheater am 17.02.2024

 

Samstag war ich zu einem „Blind Date“ im ersten unordentlichen Zimmertheater. Ich hatte mir mit meiner KUKUK-Karte bei der Tourist-Information ein Ticket erworben. Über den Titel hinaus hatte ich mich nicht über das Stück informiert. So gelang es mir auch erst im Verlaufe der Aufführung, die Handlung zu begreifen: Zwei geschiedene Eheleute treffen nach vielen Jahren wieder aufeinander. Ein traumatisches Erlebnis hatte die beiden damals getroffen. Über das Erlebte war in der Folge ihre Beziehung zerbrochen und überdies hatte auch der Kontakt zueinander aufgehört. Zögerlich entwickelt sich ein Austausch. Wie gestaltet sich ein solcher Austausch, welche Fäden werden wieder aufgenommen? Zu Anfang vorsichtig und zurückhaltend, entspinnt sich schnell ein Gespräch mit Elementen einer Standortbestimmung, Aufarbeitung, Abrechnung, auch eines Ausblicks.

Durch einen Unfall hatten die beiden Eltern ihren Sohn verloren, der beim Ballspielen von einem Auto erfasst worden war. Im Verlauf der Unterhaltung werden die sehr unterschiedlichen Strategien der beiden deutlich, mit diesem Schmerz umzugehen. Beide SchauspielerInnen – Larissa Glüsenkamp und Jörg Artmann – verkörpern ihre Rollen sehr glaubwürdig. Ich stelle es mir als einen herausfordernden Versuch vor, sich in die Rolle einer Mutter oder eines Vaters hineinzuversetzen, deren Kind verstorben ist. Hier gelingt dies sehr überzeugend. Über die sensible Art der Darstellung, mit kleinen Gesten oder einem Wandel im Sprechen entstand bei mir auch der Eindruck, wie sich zunehmend ein Stück „alter Vertrautheit“ zwischen beiden einstellt, ungeachtet aller gegenseitigen Anwürfe, Vorhaltungen und der emotionalen Ausnahmesituation. Das ist schön zu beobachten und zeigt auf, welche feine Beobachtung von der Autorin – Lot Vekemans – hier in Worte übersetzt wurde, welchen dann die DarstellerInnen überaus angemessen ihre Stimmen verliehen haben.

Das Bühnenbild dieser Inszenierung ist funktional wodurch die Darstellung im Vordergrund steht. Ein inszenatorischer Kniff des Regisseurs Volker Hunsche besteht in einer Vielzahl von bunten Plastikbällen. Bis auf einen hängen diese in zwei Netzen unter der Decke. Dieser eine Ball rollt irgendwann aus dem Off auf die Bühne. Er ist ein Symbol für den bis dato „unsichtbaren Elefanten“ – den Verlust des geliebten Kindes. Doch daran ist kein Vorbeikommen und sowohl Vater als auch Mutter leeren jeweils eines der Netze während eines emotionalen Monologs. Munter springen die Bälle durcheinander. Man kann sich vorstellen, dass die an der Decke hängenden Bälle Gedankenwolken repräsentieren, die sorgsam unterdrückt sind, sich aber im Angesicht der/s anderen Beteiligten an den schmerzhaften Erlebnissen Bahn brechen und sich im Schwall über die Szene ergießen. Fortan werden diese Bälle gekonnt eingesetzt und sich buchstäblich wie auch im übertragenden Sinne die „Bälle zugespielt“.

Insgesamt war dies eine sehr kurzweilige und bereichernde Aufführung, die Lust auf mehr macht – hinsichtlich des Ensembles als auch des Veranstalters – dem ersten unordentlichen Zimmertheater.  

TEXT Chris Ellermann

FOTOS Susanne Reinke | www.zimmertheater-online.de