Durchs wilde Herz der Karpaten

5. März 2024

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Ein Foto-Reisebericht von Gerald Klamer im Museum am Schölerberg am 27.02.2024

 

Rund 150 Besucher*innen kamen am frühen Abend im Vortragssaal des Museums am Schölerberg zusammen, um dem Autoren, passioniertem Wanderer und ehemaligen Förster bei der Vorstellung seiner Reiseerlebnisse zu lauschen.

Bis auf zufällige und teils auch verabredete Begegnungen (mit befreundeten Naturfilmern, Naturschützern, Waldökologen, Forschern) war Herr Klamer dreieinhalb Monate allein unterwegs. Ziel seiner Reise waren die Urwälder der Karpaten. Damit sind Wälder gemeint, die noch nie bewirtschaftet wurden und auch zukünftig von Holzbewirtschaftung befreit bleiben: Die Wälder sind sich in ihrer Entwicklung selbst überlassen sind. 

Nur von einer Smartphone-Anwendung zur Orientierung unterstützt, führten die Wanderungen durch die Täler und über die Kämme des Gebirges. Dabei war die Routenplanung nicht zusammenhängend organisiert, sondern Herr Klamer erwanderte speziell die Gebiete, die als Urwälder ausgewiesen waren. Um zum jeweils nächsten Abschnitt seiner Wanderung zu gelangen, ließ er sich als Anhalter mitnehmen.

Sehr reduziert ausgerüstet und zu Beginn der Reise im März auch mit sehr frostigen Bedingungen konfrontiert, schlief der routinierte, hartgesottene Wanderer in der Freien Wildnis in einem Zelt, bei sich bietender Gelegenheit auch einmal in einer Hütte.

In dem sehr abwechslungsreichen Vortrag stand natürlich der Wald im Fokus und es wurde immer wieder auf die Unterschiede zu unseren Wäldern hingewiesen, um neben den Fotos als Impression, zu verdeutlichen, wie außergewöhnlich diese Wälder sind: Von den vorkommenden Pflanzenarten vergleichbar ist es jedoch so, dass Rotbuchen in deutschen Wäldern in Ausnahmefällen vierzig Meter hoch sein können – in den Urwäldern der Karpaten erreichen die höchsten Bäume dieser Art knapp unter sechzig Metern! Eine weitere Zahl, um einen Eindruck für die Ausprägung der Wälder dort zu vermitteln ist die Kennzahl für die Masse an Holz pro Hektar, die in einem normalen Forst in Deutschland bei ca. 300cbm liegt und in den Urwäldern der Karpaten bei bis zu 1200cbm. Hinzu kommen bis zu weitere 400cbm Totholz. Als solches wird das Holz abgestorbener oder – zum Beispiel durch Sturm – entwurzelter Bäume bezeichnet, das in den Urwäldern im Wald verbleibt und so zu einer Bereicherung der Tier- und Pflanzenwelt beiträgt: In einer wissenschaftlichen Untersuchung konnten über dreihundert Arten in einem solchen – vom Vortragenden scherzhaft als Baumruine bezeichneten – Lebensraum festgestellt werden.

Die sehr glaubwürdige und nahbare Vortragsweise wurde einige Male durch kurze Sequenzen unterbrochen, in denen, mit passender Musik unterlegt, einige Fotos als Impressionen zum Beispiel Blühaspekte verschiedener Frühblüher zeigten.

Ein weiteres verwendetes Stilmittel war der Audiomitschnitt einer Begegnung mit einem balzenden Auerhahn, der bis auf einen Meter an den Vortragenden herankam. Darüber hinaus kam es zu Begegnungen mit Wolf, Fuchs und Bär. Sehr beeindruckend waren auch die Schilderungen und Fotos ausgewildeter Wisente, die Pendants zu nordamerikanischen Bisons. Eine schöne Vorstellung, dass es zukünftig die Möglichkeit gibt, solchen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung begegnen zu können…

Eine realistische Bedrohung für das weitere Bestehen dieser einzigartigen Wälder stellt die illegale Rodung dar. Bei den verschiedenen Begegnungen mit lokalen Naturschutzaktivisten wurde dies immer wieder thematisiert. Auch anhand der Fotos konnte man die illegalen Kahlschläge gut nachvollziehen. Die Auseinandersetzung mit dieser Bedrohung zog sich ebenfalls wie ein roter Faden durch den Vortrag und war leider in jedem der besuchten Gebiete ein ständiger Begleiter.

Ein sehr informativer, authentischer Vortrag, der Lust auf die Urwaldlandschaften der Karpaten macht und für mich vor allem durch die realistische Darstellung und Vorstellung bestechend war. Hier wird nichts beschönigend inszeniert, sondern man erhält einen sehr nahen oder dichten Eindruck dieser Region.

Termine für weitere Vorträge von Gerald Klamer können Sie hier beziehen. 

TEXT Chris Ellermann FOTO Gerald Klamer