24 Hour Party People | Omar and Cedric: If This Ever Gets Weird
Am Samstagabend fand ich mich erneut in der Lagerhalle ein, um mir Michael Winterbottoms Portrait über das aus Manchester stammende Musiklabel Factory Records anzusehen. Den 2002 entstandenen Film hatte ich bereits einmal gesehen und als überaus kurzweilig in Erinnerung.
Der Film kann als Komödie mit biographischen Elementen angesehen werden. Verarbeitet sind auch dokumentarische Elemente, die eindrücklich die „madchester“ Party-Szene der neunziger Jahre abbilden.
Erneut nimmt mich der Film ein: Die aberwitzigen Umstände, in denen das Label seinen Aufstieg zur wegweisenden Instanz der Ravekultur nimmt, erwärmen das Herz: überbordende kreative, visionäre Energie sind gepaart mit überaus tragischen und schicksalhaften Ereignissen. Der eigentliche vorgezeichnete wirtschaftliche Erfolg des Labels zerplatzt so immer wieder wie eine Blase. Eingangs bemüht der Protagonist, Labelgründer Tony Wilson, das mythologische Bild des Phönix, dass durchaus als passend angesehen werden kann. Tragikomisch. Es bleibt der kulturelle und auch durchaus politische Einfluss, den das Label mit seiner Kunst und seinen Künstler*innen erschaffen hat.
Auch bleibt mein Eindruck, dass ich den Film kein drittes Mal sehen muss: Obgleich ich von Geschichte und Musik nach wie vor begeistert bin, wirkt der im Film dargestellte Humor doch ein wenig altbacken, eben ein Kind seiner Zeit. Für an Popmusik und -kultur im Allgemeinen Interessierte eine uneingeschränkte Empfehlung, über die chauvinistischen Darstellungen kann man hinwegsehen, denke ich.
Omar and Cedric: If This Ever Gets Weird
Nach einer kurzen Pause freute ich mich dann auf das Biopic zweier meiner liebsten Rockmusiker. Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavala. Aufgrund einer technischer Verzögerung hatte ich an der Theke noch Gelegenheit zu einem „Aporol Spritz“. Es war also schon recht spät und ich nicht mehr in Bestform. Möglicherweise ist es diesem Umstand geschuldet, dass der Film doch einige Längen hatte. Überdies bot er für Fans, die mit der Geschichte und Musik von At The Drive-In und The Mars Volta vertraut sind, auch wenig Neues.
Davon ausgenommen ist der Blick auf die Beziehung der beiden Musiker zueinander, eine unverbrüchliche Freundschaft, zeitweise auch Liebesbeziehung. Hier finden sich zwei jugendliche Außenseiter und beschreiten gemeinsam einen musikalischen Werdegang, der insbesondere mit The Mars Volta, progressive Rockmusik erschafft, die bis heute alleinsteht, bezogen auf Experimentierfreudigkeit und Intensität.
Mehrere tragische Todesfälle bedeutender musikalischer Mitstreiter und Bandmitglieder prägt die Beziehung der beiden, die trotz großer Belastungen ihre Freundschaft aufrechterhalten können. Selbst die zeitweise Mitgliedschaft von Bixler-Zavala in der Church of Scientology und die daraus resultierende Entfremdung bringt beide letztlich mehr zueinander.
Dieser Teil ist intensiv und berührend. Unweigerlich beginnt man über eigene, langwierige Beziehungen zu reflektieren und kommt vielleicht ebenfalls zu dem Urteil, wie die beiden Freunde im Film, dass solche Beziehungen mehr sind als Höhen und Tiefen zusammen verbrachter Zeit, sondern dass es das nicht greifbare kontinuierliche Fortbestehen solcher Gemeinschaft eben durch solche sich wandelnden Verhältnisse hindurch ist.
Ein emotionales anrührendes Bild einer künstlerischen Freundschaft, dass diese auch in den Vordergrund stellt, weniger geht es in diesem Film um die Musik.
Hhmm… nun, wo ich das so geschrieben habe, merke ich, dass mir das eigentlich auch sehr gut gefallen hat, auch wenn es nicht meinen Erwartungen entsprochen hat.
FOTOS & ABBILDUNG Filmfest Osnabrück