In diesem Jahr wurde die Lange Nacht der Ateliers zum ersten Mal an zwei Tagen ausgerichtet. Hier ließ sich in Augenschein nehmen, an welchen Orten und Umgebungen die Kunstschaffenden der Stadt ihre Werke entstehen lassen. Ein Einblick, den man normalerweise nicht so einfach bekommt. Befinden sich viele Ateliers und Werkstätten in Hinterhäusern oder hofseitigen ehemaligen Werkhallen. Da sich an dieser extra langen Nacht der Ateliers rund 50 Künstler beteiligten, kam man nicht umhin, eine Auswahl zu treffen. Gerade wenn man sich diese Orte der Kreativität in Ruhe ansehen will und eventuell noch mit den Künstlern oder anderen Gästen ins Gespräch kommt. Ich habe einige Eindrücke meiner Atelierbesuche fotografisch festgehalten und in einem Potpourri zusammen gefaßt.
Johannes Eidt stand im seinem Showroom in der Heger Straße den Fragen der Besucher zur Verfügung. Er hielt kleine Vorträge zur Entstehung seiner Arbeiten und deren Besonderheiten bei der Umsetzung in der Druckwerkstatt. Ab und an saß er auch auf der Empore und spielte auf der Gitarre selbst verfasste Stücke mit Gesang.
Franz Greife gewährte Einblick in sein Atelier, einer historischen kleinen Fachwerkscheune, welche ursprünglich einmal im Landkreis stand, dann aber abgebaut wurde und nun schon seit einigen Jahren am Kalkhügel inmitten eines naturbelassenen Grundstücks steht. In dieser Idylle im Grünen fertigt er seine Holz-Skulpturen, sowohl lebensgroße Menschgestalten als auch abstrakte Anschauungsobjekte. Auch gibt er von Zeit zu Zeit Workshops für Holzbildhauerei.
Ulrike Kuhlmann zeigte sowohl in ihrem vorgelagerten Werkstatthof unter freiem Himmel als auch im Atelier der ehemaligen Fahrradwerkstatt Werke in Öl und Aquarell. Die Aquarelle entstehen an ihrem bevorzugten Malort, dem botanischen Garten auf dem Westerberg. Hierzu legt sie die etwa DIN A/2 großen Papiere flach auf den Boden und experimentiert mit den Eindrücken und Farben, die sie in diesem Umfeld vorfindet.
Johannes Busdiecker und Michael Dropmann residieren im Atelier am Werk, einer ehemaligen Bäckerei in der Klosterstraße, die aber schon seit fast 40 Jahren Künstler beherbergt. Hier zeigte Johannes Busdiecker „KUNST SONST NIX!“, einen Querschnitt seiner Arbeiten aus Malerei, Skulptur, Fotografie und Videokunst. Der Fotodesigner Michael Dropmann stellte sowohl klassische Portrait- und Werbefotografien als auch experimentelle Schwarz-Weiß-Scanografien und digital verfremdete Werke zur Ansicht.
Sybille Hermanns, Alois Thomas und Stefan Krug teilen sich die Räumlichkeiten des „Kunstraum“ in der Lohstraße, eines ehemaligen Holz verarbeitenden Betriebes. Sybille Hermanns zeigte ihre großformatigen farbintensiven abstrakten Farblandschaften und auch einige kleinere Werke, Alois Thomas fiel mir mit seinen großformatigen und vielteiligen Schnipselbildern ins Auge. Stefan Krug experimentiert neben der Malerei u.a. mit digitaler Verfremdung, wobei er einzelne markante Teile eines Bildes kaleidoskopartig aneinander fügt und so ganz neue Bildwelten entstehen läßt.
Klaus Kijack, Lothar Rahenkamp, Sina Lichtenberg und Henning Bischof haben im Atelierhaus Kulturwerk an der Lotter Straße ihre künstlerischen Arbeitsstätten. Lothar Rahenkamp zeigte neben farbigen Bildern mit Tusche, Aquarell und Tempera auch Radierungen und Siebdrucke. Im Atelier von Klaus Kijack konnten neben großen und kleinen abstrakten Ölbildern mit teils pastosem Farbauftrag auch Collagen und Zeichnungen und allem, was man zum Herstellen solcher Werke braucht, gesichtet werden.
TEXT & FOTOS Rüdiger Lange