Führung: The Queer History Of Osnabrück
In gut zwei Stunden führt der Künstler und Aktivist Lars Linnhoff die ca. 50 Interessierten am Tag der Einheit durch die Stadt. Dabei zeichnet er auf einem Zeitstrahl die Entwicklungen der queeren Community Osnabrücks nach, der seinen Anfang erstaunlicherweise bereits zu Zeiten des Ende des dreißigjährigen Krieges hat: Bereits die schwedische Königin, die Teil der Verhandelnden beim Friedensschluss war, kann aufgrund ihres Kleidungsstiles und einem in einem geheimen Briefwechsel beschriebenen gleichgeschlechtlichen Liebesverhältnis als zumindest als bisexuell angesehen werden.
Die weiteren Stationen beschreiben Zeitpunkte, in denen manifeste gesetzliche Änderungen der queeren Community Straffreiheit ermöglichten. Linnhoff zeigte, wie sich daraus Entwicklungen der Szene in Osnabrück ergaben. Zu meiner Überraschung spielten bei der Vernetzung der jungen Szene sowohl das Stadtblatt als auch die Lagerhalle als Raum für Begegnungen und Organisation von Parties statt. Auch der in Osnabrück bis heute vorhandenen Gewalt und Ablehnung gegenüber der Szene wurde anhand von Beispielen Raum gegeben.
Die Führung endete in der Nähe des Bahnhofs, wo auf dem Gelände des Raiffeisenplatzes die dort ehemals vorhandene „Cruiser-Szene“ beschrieben wurde. In den achtziger und neunziger Jahren war dies in der Szene ein überregional bekannter und beliebter Ort, an dem sich zum Ausüben unterschiedlicher sexueller Praktiken verabredet wurde. Der zu dieser Zeit wohl sehr stark bewachsene Raiffeisenplatz ermöglichte die benötigte Intimität.
Die in englischer Sprache gehaltene Führung war kurzweilig und ermöglichte einen Blick unter die Oberfläche einer zwar etablierten Szene, die jedoch auch bis heute mit Ignoranz,Ausgrenzung und Ressentimentalität umgehen muss. Es war ermutigend zu erleben, mit wieviel Mut und kreativem Witz den Unwägbarkeiten seitens der Szene mitunter begegnet wurde.
FOTOS & ABBILDUNG Filmfest Osnabrück