Osnabrück Die eigene Lieblingsgeschichte formulieren, ins Handy sprechen und sogar digital veröffentlichen: Dazu ermutigt der Osnabrücker Verein „Kultur für alle in Osnabrück“ (KAOS). Erzählerin Sabine Meyer hilft dabei mit Workshops, getreu dem Motto: Unperfekt ist charmant.
Wen juckt es nicht früher oder später in den Fingern, selbst mal eine Geschichte nicht nur zu schreiben, sondern auch zu veröffentlichen? Wenn da nicht nur der allzu persönliche Bezug vieler Geschichten stören, als unangemessen oder gar peinlich empfunden würde. Kein Problem, sagt Sabine Meyer, die sich als (Märchen-) Erzählerin in der Stadt Osnabrück einen Namen gemacht hat. Sie kennt aus eigener Schreibpraxis die vielen Techniken, wie man Autobiografisches in einen anderen Erzählkontext einbettet, durch einen Wechsel der Erzählperspektive etwa, sagt sie im Gespräch. Für den September bietet sie einen Workshop (2. September) und ein Online-Seminar (29. September) dazu an, wie man eigene Geschichten online in Szene setzt.
Aber erst einmal müssen die potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Lust am Formulieren entwickeln. Denn der Verein „Kultur für alle in Osnabrück“ (KAOS) sucht in Zusammenarbeit mit Sabine Meyer Erzählungen aus dem Leben – „über Ungewöhnliches und Gewöhnliches, über hier und dort und über dich und uns“, heißt es in einem Aufruf. KAOS gibt die Kunst- und Kulturunterstützungskarte, kurz „Kukuk“, heraus.
Corona hat uns physisch getrennt voneinander, der Spielraum für entspanntes Erzählen ist spürbar geschrumpft. Das hat die Initiatoren zur Idee bewegt, Geschichten nun digital einen Ort zu geben. „Lieblingsgeschichten begleiten uns oft jahrelang in unserem Herzen, weil sie uns viel bedeuten. Wir erzählen sie einander und schenken uns damit ein Stück Hoffnung, ein Stück Freundschaft und ein Herz voller Lachen“, schreibt KAOS dazu.
Märchen, Volksmärchen, Sagen, Mythen oder eigene Geschichten können erzählt oder vorgelesen werden, die in „Aufgetan – erzähle Deine Geschichte!“ ihr Forum erhalten. Einzige Einschränkung: „Gewaltverherrlichung wollen wir kein Forum geben“, sagt Maike Jäger, und erzählt, dass die bei einem Praktikum bei „Kukuk“ während ihres Studiums so viel Lust an der Arbeit dort entwickelt hat, dass sie gleich als Projektkoordinatorin für „Aufgetan – Erzähle Deine Geschichte!“ weiterarbeitet. Die Teilnehmerzahl für die beiden Workshops unter Hygieneregeln ist auf 30 Personen begrenzt. „Danach schauen wir, wie das Erzählformat ankommt und wie es eventuell weitergeführt werden kann.“
Und wie funktioniert das Ganze? „Mit so gut wie jedem Handy oder einer Videokamera ist es mittlerweile möglich 5 bis 15 Minuten sich selbst beim freien Erzählen oder Vorlesen seiner Geschichte aufzunehmen“, meint Meyer. Das Handwerkszeug dazu, wie man sich gut in Szene setzt, vermittelt der Workshop.
Sie schaut sich dann die Handy-Aufnahme an, findet aber unbedingt: „Unperfekt ist charmant. Ich vermittle kein Schema F, sondern die Persönlichkeit, die Individualität zählen dabei“. Am Ende kann die eigene Geschichte als Story-Clip in einer Online-Bibliothek auf wwww.kukuk.de stehen – muss aber nicht, auch darin sind die Workshop-Teilnehmer frei. Übrigens hat die Märchenerzählerin wenige Tage nach dem Lockdown im März blitzschnell umgeschaltet und das digitale Erzählformat „Das Märchenfenster“ auf ihrer Internetseite angeboten.
Die Teilnahme an dem von der Stadt Osnabrück geförderten Projekt ist kostenfrei und für jeden zugänglich. Weitere Informationen bei Projektkoordinatorin Maike Jaeger unter 0176 30414963 oder .