Da mussten wir natürlich zum Gratulieren hinfahren – und wurden freudig empfangen! Unser „Vorbild“, der Frankfurter Kulturpass, wurde Zehn. Initiator Götz Wörner hatte 2012 bei der Auftaktveranstaltung unseres Projekts in Osnabrück begeistert für die Idee geworben und seine mögliche Realisierung glaubhaft dargestellt. In vier Jahren ist dann die KUKUK auch soweit…;-)
Hier das Grußwort unseres Vorsitzenden Max Ciolek zum Frankfurter Jubiläum:
Lieber Götz, liebe Kulturfreundinnen und – freunde,
ich bin ZWEI Gratulanten! Und damit mir diese Tatsache heute abend nicht die Fähigkeit der Persönlichkeitsspaltung abverlangt, gratulieren diese zwei nicht gleichzeitig, sondern nacheinander…
Der erste Glückwunsch kommt, verbunden mit einem tief empfundenen Dank, vom Gründer und Vorsitzenden des Vereins „Kultur für Alle Osnabrück“, der 2012 das Licht der Kulturwelt erblickte. Götz Wörner war zunächst alles andere als amüsiert darüber, dass wir uns genauso nannten wie er mit seinem Verein hier in Frankfurt. Ich hatte ihn zu unserer Kick-Off-Veranstaltung ins Osnabrücker Theater eingeladen, weil ich dem gemeinen niedersächsischen Skeptiker an diesem Abend keine Chance lassen wollte: „Ein Kulturpass für Menschen mit wenig Geld? 1 Euro Eintritt für alle und möglichst überall in der Stadt? Tolle Idee, aber das geht doch nicht…“ „Doch, meine Damen und Herren, das geht sehr gut, und dieser Mann hier wird ihnen jetzt erzählen, wie!“ Götz eroberte die Osnabrücker Herzen im Sturm, WIR brauchten das Rad nicht neu zu erfinden – und gingen ein Jahr später mit unserer KUKUK an den Start, der „Kunst-und-Kultur-Unterstützungs-Karte“. Und als wir mit diesem Namen herauskamen, war auch der leichte Wörner’sche Ärger über unseren Vereinsnamen längst einer ideellen Verbundenheit zwischen uns gewichen.
Inzwischen haben auch wir in Stadt und Landkreis Osnabrück über 3.600 „Kunst-und-Kultur-Unterstützungs-Karten“ ausgegeben, werden in der nächsten Woche unseren 100. Kulturpartner begrüßen und können so auf unserer Website eine üppige Vielfalt von ca. 250 Veranstaltungen aus allen Kultursparten pro Monat anbieten. Darüberhinaus gibt es ein gutes Dutzend Institutionen, die unseren Karteninhabern eine aktive Kulturteilhabe in Form von Tanzkursen, Musikensembles oder -chören sowie Kunstworkshops ermöglichen. Und seit Beginn dieses Jahres unterstützen unsere „Osnabrücker Kulturlotsen“ Menschen mit körperlichen, geistigen oder sprachlichen Hemmnissen auf ihrem Weg in die soziale und kulturelle Teilhabe.
Das alles hätten wir wahrscheinlich auch irgendwie ohne Dich hingekriegt, lieber Götz – aber so ein leuchtendes Vorbild motiviert einfach zusätzlich ungemein! Noch einmal also: vielen lieben Dank für Deine ungebrochene Begeisterung, die uns angesteckt hat!
Der zweite Gruß und Glückwunsch, den ich heute abend überbringen möchte, hat auch mit „ideeller Verbundenheit“ zu tun. Schon vor vielen Jahren haben sich bundesweit etliche andere Initiativen getroffen und ausgetauscht, denen der Zugang von Menschen mit geringem Einkommen zu kulturellen Veranstaltungen ein Herzensanliegen ist: da gibt es z.B. den KulturRaum München, KulturLeben Berlin oder Hamburg, KulturWunsch Freiburg oder den KulturPott Ruhr. 2016 hat sich aus dieser lockeren Bundesarbeitsgemeinschaft die „Bundesvereinigung Kulturelle Teilhabe e.V.“ gegründet, in dessen Vorstand ich mitarbeite und in der auch „Kultur für ALLE Frankfurt“ Mitglied ist. In dieser Bundesvereinigung verbindet uns das ZIEL – und auch, wenn wir nicht immer einer Meinung und z.T. auf sehr unterschiedlichen Wegen zu diesem Ziel unterwegs sind, sind wir bewusst gemeinsam unterwegs, um mit geballter Kraft die so oft mit Armut einhergehende soziale Isolation zu bekämpfen. Wie hat es Rosa Luxemburg so treffend gesagt? „Entfremdet und entwürdigt ist nicht nur der, der kein Brot hat, sondern auch der, der keinen Anteil an den großen Gütern der Menschheit hat!“
Lieber Götz, ich wünsche Dir und uns, dass wir uns auf diesem Weg immer mal wieder mit Freude begegnen, uns gegenseitig stützen und motivieren – ich gratuliere ZWEIMAL von Herzen!